Laut Firma Shimano laufen Millionen und Abermillionen von Alfine-11 Naben bis auf ganz vereinzelte Ausnahmen völlig problemlos im Feld. Letztlich hat nur der Hersteller den vollen statistischen
Überblick über Feldschäden und Reklamationen, es gibt jedoch etliche Anhaltspunkte, die an der Darstellung von Shimano zweifeln lassen:
Trotz allem Ärger will ich versuchen, so neutral wie möglich über die Vor- und Nachteile der Alfine-11 Nabe einander gegenüber zu stellen.
Positiv zu bewerten sind:
- der geräuscharme Lauf, mit dem sich die Alfine-11 auch in den unteren Gängen von der Rohloff Speedhub abhebt
- der Rapidfire-Hebel, den es weder bei der Rohloff Nabe noch beim Pinion Getriebe gibt und der für mich seinerzeit maßgeblich kaufentscheidend war (diese Art der Bedienung werde ich bei einem
Wechsel der Schaltung in Zukunft sehr vermissen).
- die ausgewogene Gangspreizung
Negativ zu bewerten sind:
- der zu sehr großen Übersetzungen verschobene Gesamtübersetzungsbereich. Wer mit einem 28"er Rad und dem Herbie Chain-Glider unterwegs sein will, wird feststellen, dass es große
Einschränkungen in den Kombinationsmöglichkeiten gibt. Zum einen sollte zum Schutz der Nabe das Übersetzungsverhältnis zwischen Kettenrad und Ritzel laut Shimano nur maximal 34/18, 39/20
oder 45/23 betragen. Der Herbie Kettenschutz ist jedoch ebenfalls nur in bestimmten Größen verfügbar, so dass die Kombinationsmöglichkeiten sehr eingeschränkt sind. Ich persönlich habe am
Berg immer einen kleineren Gang vermisst und die beiden größten Gänge nie wirklich gebraucht (bin eine 42/22 Kombination gefahren).
- Um die Garantie auf die Nabe nicht zu verlieren, muss jährlich ein Ölwechsel durchgeführt werden. Für Wenigfahrer finde ich, dass der Aufwand dafür reichlich groß ist. Das Original Shimano
SG-S700-Öl neigt dabei stark zum Verharzen, so dass die Schaltung bei tiefen Temperaturen bereits vor Ablauf eines Jahres gegebenenfalls nicht mehr sauber schaltet. Da sich Shimano bei der
Garantie in meinem Fall sowieso so angestellt hat, habe ich zuletzt das Rohloff-Öl ausprobiert. Dieses hat eindeutig zu einem besseren Schaltergebniss geführt als das Originalöl von Shimano.
- Die Qualität der Nabe hinsichtlich der Schaltpräzision hat mich nie überzeugt. Bei starken Temperaturwechseln (Sommer/Winter) musste ich die Schaltung regelmäßig nachjustieren. Dabei ist der
Einstellbereich winzig, in dem meine Nabe reproduzierbar sauber schaltet!
- Die Plexiglasscheibe im Schalthebel ist sehr alterungsempfindlich gegenüber UV-Licht. Wer sein Rad viel in der Sonne stehen lässt, wird feststellen, dass die Scheibe bereits nach 2-3 Jahren
vergilbt ist und innerliche Spannungsrisse bekommen hat. Warum Shimano auch nach vielen Jahren dieses Konzept noch immer nicht verbessert hat, indem z.B. ein geeigneter UV-Schutzlack zur
Anwendung gebracht wurde, welcher das Fenster wirksam vor diesem Umwelteinfluss schützt, ist mir ein Rätsel (würde fast nichts kosten und die Anmutung des Bauteils wäre auch nach 3 Jahren Betrieb
noch gut).
- Auch die Verarbeitungsqualität und der Kundendienst konnten mich nicht überzeugen. Ich kann nicht sagen, ob aktuelle Naben noch immer mindestens eines der beiden Gebrauchssicherheitsrisiken
aufweisen, mit denen ich notgedrungen Erfahrung sammeln musste (Leertritte und Abriss der Bremsscheibenaufnahme).
Ich kann daher Menschen mit einer sehr sportlichen Fahrweise aus Sicherheitsgründen nur von der Alfine-11 Nabe der Firma Shimano abraten.